Darlegung

Mozartbrot ist eine märchenhafte Satire, die den schleichenden Verfall und die Ausrottung von Kunst und Kultur in der Gesellschaft thematisiert, als auch die heutige Situation der Menschen auf dem deutschen Arbeitsmarkt ironisch widerspiegelt.

Wir leben in einer Zeit, in der die Zahlen aller Erwerbslosen statistisch erfasst und addiert werden, und in der die Menschen als Humankapital oder als Ware für einen Euro zum Arbeiten ins Ausland fahren. Jede zumutbare Arbeit scheint gut genug zu sein. Der Wohnort des Bürgers richtet sich nach dessen Arbeitsplatz. Das Wort Heimat weitet sich auf eine andere Dimension aus, denn ganz Europa wird zum Lebensraum, und der moderne Mensch stellt sich darauf ein. Arbeitssuchende vieler Berufsgruppen richten ihr Leben danach aus und suchen ihr Glück in der Fremde, so auch viele Musiker: denn nicht wenige Orchester und Kapellen wurden hierzulande in den letzten Jahren auf Grund mangelnder staatlicher Unterstützung verkleinert, zusammengeschlossen oder gar aufgelöst.

Die Menschen in Mozartbrot sind unterteilt in die arbeitende und in die nicht arbeitende Bevölkerung. Durch farbige Abzeichen werden Arbeitslose auf der Straße erkennbar und heben sich aus der Anonymität der Statistiken ab. So auch die Musikerin Lillian, die sich beim Bäcker bewerben will, eine letzte Chance, um ihrer Abschiebung zu entgehen. Die Wendung 'brotlose Kunst' wird für sie buchstäblich zur grundlegenden Existenzfrage. Aber die Konkurrenz ist gnadenlos und wächst ständig. Und so fällt auch Lillian der Staatsmaschinerie zum Opfer, die ihr und allen anderen Langzeitarbeitslosen den Staatsaufenthalt kündigt, um die Arbeitslosenquote zu senken.

Es war mir sehr wichtig, die Geschichte genau jetzt zu erzählen. Viele Freunde, Bekannte und Interessierte berichteten mir von ihren Problemen bei der Jobsuche. Eine abgeschlossene Ausbildung ist längst kein Garant mehr für beruflichen Erfolg und die Sicherung der eigenen Existenz. Viele fühlen sich von Staat und Regierung im Stich gelassen und kämpfen sich einsam durch den Dschungel von Existenz-gründungen, Gelegenheitsjobs und Hartz IV. Was bleibt übrig, wenn junge Menschen aufgrund mangelnder Perspektiven ihr Heimatland verlassen?

Der Film soll die heutige Lebenssituation der Menschen und die politische und wirtschaftliche Lage des Landes satirisch offenlegen. Er soll nachdenklich stimmen und auf das Wesentliche im Leben hinweisen, aber auch dem einzelnen Mut machen, seine Lebenssituation nicht als gegeben hinzunehmen, sondern die Möglichkeit zu ergreifen, sie zu verändern und etwas besonderes daraus zu machen.

     
  Erek Kühn